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Text: Julian Borchert-al-Huribi
Immer in Bewegung: Wer seit fast 80 Jahren Pionierarbeit in Sachen Bewegungstechnologie leistet und als mutiger Wegbereiter vieler technischer Innovationen gilt, für den hat auch die Automatisierung der Intralogistik eine hohe Priorität. Folgerichtig hat der Technologiekonzern Schaeffler 2023 das Thema Digitalisierung in den Fokus seiner Unternehmensstrategie gerückt. Ein Kernthema hierbei: Die Intralogistikprozesse strategisch zu digitalisieren. Das erklärte Ziel: Flexibler auf veränderte Bedingungen reagieren, Produktion nachhaltiger steuern, Effizienzpotenziale schneller realisieren können.
Für das verantwortliche Schaeffler-Team um Roberto Henkel, SVP Digitalization & Operations IT bei Schaeffler, stand von Beginn an fest: Mobile Robotik soll und wird künftig in jedem Schaeffler-Werk eine zentrale Rolle spielen. Doch werksspezifische Insellösungen kamen keineswegs in Frage. Stattdessen wurde ein skalierbarer, Cloud-basierter Flottenmanager gesucht, der das standortübergreifende Intralogistik-Szenario – Automatisierung lokaler Materialflüsse mit kleinen homogenen Mobile Robot-Flotten – aus einer Hand steuert, gleichzeitig aber vor Ort auch genügend Flexibilität bietet.
Anfang 2023 startete das Team bestehend aus Kollegen verschiedener Divisionen, Regionen und Funktionen mit der Vorbereitung dieses Implementierungsvorhaben.
Tim Menapace, IT Solutions Architect, ist seit Beginn Teil dieses Teams. Er erinnert sich: „Ursprünglich haben wir zwei bestehende AGV-Pilotanwendungen definiert, die exemplarisch für die Gesamtlandschaft bei Schaeffler stehen. Damit haben wir ein Benchmarking auf dem externen Markt gestartet und uns verschiedene Marktteilnehmer angeschaut. Wir wollten keine Powerpoint-Präsentationen oder Sales Pitches. Sondern uns anschauen: Wie performt ein Anbieter in der Umsetzung im Projekt mit einer Deadline?“
Jene Proof of Concept (PoC)-Piloten wurden in den Schaeffler-Werken Homburg und Hagenau (Frankreich) mit jeweils drei und vier AGVs verprobt. An beiden Standorten steuert die SYNAOS Intralogistics Management Platform (IMP) noch heute verlässlich die Roboterflotten.
SYNAOS überzeugte das Schaeffler-Team aus mehreren Gründen. Tim Menapace: „Uns hat die fachlich sehr hohe Expertise der SYNAOS-Kollegen überzeugt. Mit genau den richtigen Fragen haben sie ein Gespür dafür entwickelt, welche Herausforderungen wir als Großkonzern in der Intralogistik haben. Es war Kommunikation auf Augenhöhe.“
SYNAOS‘ SaaS-Ansatz war ein weiteres gewinnendes Argument: „SYNAOS kümmert sich gänzlich um den IT-Betrieb qua SYNAOS IMP und wir können uns auf unsere Kernthemen und Technologien fokussieren. Dieser Ansatz der Softwareauslagerung fügt sich wunderbar in unsere Gesamtarchitektur Cloud-First ein“, und decke sich mit Schaefflers Vorstellung und Vision von der Digitalisierung der Infrastruktur.
Customer Story: Schaeffler x SYNAOS
Antworten zu diesen und weiteren Themen erhalten Sie in unserem Kundenfilm.
Ein kurzer Blick darauf, wie Automatisierung offiziell definiert wird, verdeutlicht, worauf es hierbei wirklich ankommt: Automatisierung ist die Einrichtung und Durchführung von Arbeits- und Produktionsprozessen in einer Weise, dass der Mensch für ihren Ablauf nicht unmittelbar tätig zu werden braucht, sondern alle Prozesse (einschließlich ihrer Steuerung, Regelung und teilweise auch Kontrolle) selbsttätig erfolgen (Quelle: bpb). Der Mensch kann sich als lediglich kontrollierende Instanz wertschöpfenden Aufgaben widmen.
Christian Gladow, VP IT Productline Shopfloor Execution Solutions, ordnet jene Definition für Schaeffler ein: „Am Ende geht es stets um Wettbewerbsfähigkeit, Effizienzsteigerung, Produktivitätssteigerung. Die Automatisierung in der Logistik hilft uns dabei, unsere Fachkräfte von körperlich anspruchsvoller Arbeit zu entlasten. Die Intralogistik ist ein Schlüsselprozess in der Fertigung, die unmittelbar Einfluss darauf nimmt, wie robust unsere Abläufe sind. Es geht darum, Materialien und Betriebsmittel mit einer hohen Verfügbarkeit an den Ort zu liefern, an dem sie benötigt werden.“
Andre Heskamp, VP IT Productline Connectivity and Process Control Solutions, ergänzt: „In der Fabrik der Zukunft bei Schaeffler werden wir weiterhin unsere Kernfelder Technologie und Manufacturing Excellence forcieren. Zentral hierfür sind Automatisierung und Effizienz in der Materialbereitstellung. Hierfür werden wir in unseren über 80 Produktionsstandorten weitere AGVs in unsere Prozesse integrieren. Das erfordert eine zentrale, skalierbare und integrierte Softwarelösung. Die SYNAOS IMP ist schon jetzt ein Kernbaustein in Schaefflers Lösungslandschaft.“
Kommunikationsstandard VDA 5050: Insellösungen kann sich niemand leisten
Der etablierte Kommunikationsstandard VDA 5050 ermöglicht die Interaktion zwischen mobilen Robotern verschiedener Hersteller mit einer zentralen Flottensteuerung.
Tim Menapace beleuchtet die hohe Relevanz jenes Standards, der das Automatisierungsprojekt überhaupt erst ermöglicht hat: „Wir benötigen unterschiedlichste Fahrzeuge, um unsere unterschiedlichen Transportbedarfe und Ladungsträger von A nach B zu bringen. Schaeffler setzt deshalb auf den von VDA, VDMA und Automobilindustrie entwickelten Standard VDA 5050. Charmant an der Sache ist, dass sich der Standard gemeinsam mit der Lösung von SYNAOS wunderbar in unsere Gesamtarchitektur und unser Verständnis von Digitalisierung integriert.”
Bei Schaeffler werden sämtliche Applikationen und Shopfloor-Assets – Produktionsmaschinen, Peripherie und Sensorik wie Brandmeldeanlagen, Türen und Ampeln – an einen zentralen Message-Broker angebunden. Die AGVs docken sich ebenfalls an diesen Message-Broker an und übermitteln so ihre Informationen an die SYNAOS IMP. Das gelingt nur via VDA 5050, Kernelement der Visionen von Schaeffler und SYNAOS. „Statt Insellösungen und einzelner Flottenmanager, die ihre jeweiligen AGVs steuern, haben wir eine holistische Gesamtarchitektur geschaffen, was das Thema Steuerung und Datenanbindung angeht”, erklärt Menapace.
Die Effizienz der intralogistischen Prozesse ist seit Beginn der Kooperation mit SYNAOS gestiegen – zum Beispiel am Standort Höchstadt. Hier übernehmen insgesamt vier Forklift-AGVs die notwendigen innerbetrieblichen Transporte. Ralf Fuchs, Leiter Campus Logistik im Werk Höchstadt, berichtet: „Innerhalb kürzester Zeit haben wir unser Automatisierungsprojekt hier zum Erfolg gebracht. Die AGVs haben eine Auslastung von 98 Prozent und meistern zusammen Hunderte Aufträge am Tag.“
Fuchs betont die konstruktive Zusammenarbeit der Teams. „Die von SYNAOS initiierten Softwareschulungen haben das Verständnis der Kollegen für unser Automatisierungsvorhaben und für die Software außerordentlich gesteigert.“ Den Beteiligten wurde klar: Die monotonen Materialfahrten und körperlich belastenden Arbeiten übernehmen ab sofort die Maschinenkollegen.
Künftig intensivieren Schaeffler und SYNAOS ihre Kooperation: „Die Weichen sind klar auf Wachstum gestellt“, sagt Dr. Wolfgang Hackenberg, CEO und Co-Founder von SYNAOS. „Schaeffler ist das Thema AGV sehr visionär angegangen. Sie haben sehr früh eine klare Architekturentscheidung getroffen und die Themen Strukturierung, Modularität und die Rolle von Software im Kontext von Intralogistikautomatisierung in den Mittelpunkt gerückt. Unsere All-in-One und One-for-All-Lösung ist das richtige Werkzeug für einfache und komplexe Intralogistik-Automatisierungsprojekte und auch für die Integration manueller Verkehre.“
Schaefflers bewusster Ansatz, die Steuerung einzelner Mobile Robot-Flotten zu zentralisieren und Cloud-basiert mit einer Saas-Lösung zu skalieren, ist bisher nahezu einzigartig in der Industrie. „Wer die Zukunft im Bereich mobile Robotik sehen will, sollte in die Schaeffler-Werke gehen“, rät Hackenberg. „Denn dort wird wirklich deutlich, wie man einfache Prozesse, Hardware und eine gute Softwarelösung zusammenbringt und damit an die Spitze der Industrie im Bereich Digitalisierung in der Produktion kommen kann.“
Seit der erfolgreichen PoC-Phase an den Standorten Homburg und Hagenau steuert die SYNAOS IMP zusätzlich an den Schaeffler-Standorten Sasbach und Höchstadt die kleinen, homogenen Roboterflotten. Erweiterungen sind für Sasbach, Szombathely (Ungarn), Schweinfurt und Herzogenaurach geplant. Auch an den nordamerikanischen Standorten Cheraw und Fort Mill sowie Irapuato (Mexiko) und in Schaefflers asiatischen Werken wird SYNAOS’ Flottensteuerung zum Einsatz kommen.
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