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Der Podcast „Irgendwas mit Logistik“ (kurz IWML) beschäftigt sich Woche für Woche mit den vielfältigen Themen aus der spannenden Welt der Logistik, erzählt von Logistikern für Logistiker. Jetzt erschien der erste IWML-Report, für den Experten aus der Branche fachkundige Beiträge beigesteuert haben – darunter auch Lennart Bochmann von SYNAOS. Anlass genug, um Andreas Löwe von IWML einige Fragen zu stellen.
In eurem Podcast sprecht ihr mit vielen unterschiedlichen Leuten aus der Logistikbranche und bekommt dadurch Insights über aktuelle Entwicklungen. Was sind denn derzeit die spannendsten Trends?
Andreas Löwe: Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Technologien, die die Flexibilisierung unterstützen, derzeit groß nachgefragt sind. Das führt dazu, dass Automatisierungs- und zusätzlich Digitalisierungsmaßnahmen einfacher eingeführt, skaliert und ersetzt werden müssen. Anbieter müssen daher umdenken, was die Software angeht, aber auch in betriebswirtschaftlicher beziehungsweise finanzieller Hinsicht.
Darüber hinaus geht es weiterhin darum, simple und oft repetitive Prozesse zu automatisieren. Das gilt insbesondere auch für das Handling von schweren und großen Gütern sowie in nicht ergonomischen Bereichen, um die kostbare Ressource Mensch optimal zu nutzen.
Am Ende geht es aber darum, dass die Kunden einen möglichst guten Service erfahren wollen. Den fordern sie mittlerweile durch Erfahrungen mit den bekannten großen Playern ein und setzen ihn voraus. Innerbetriebliche Optimierungen können diesen Service verbessern, aber eben auch Transporte (middle- und last-mile). Letztendlich prägt die Zustellung den Service etwa durch eine hohe Geschwindigkeit. Zusammenfassend kann man sagen: Logistik ist immer noch die Bereitstellung von Waren oder Gütern zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in der richtigen Menge. Das spiegelt sich auch in den derzeitigen Trend-Themen wider.
Zeit für einen Blick in die Zukunft: Welche Entwicklungen oder Technologien bestimmen die nächsten Jahre?
Schwierige Frage! Auch wenn es vermutlich niemand nicht mehr hören mag: E-Commerce wird für die nächste Zeit sicher ein großer Treiber sein, vor allem in bisher eher untypischen Branchen. Für Filialisten wird das Thema Omnichannel zunehmend relevanter, und dank Q-Commerce-Modellen wird sich auch auf kleinen Flächen innerhalb von Städten einiges tun.
Alles, was einer Voraussage über die nächsten drei bis vier Jahre anbelangt, ist vermutlich lieber Wahrsagern zu überlassen, da der technologische Wandel unglaublich schnell vorangetrieben wird.
Wie ist die Stimmung in der Branche: Haben die Entscheider Lust auf Innovationen und neue Technologien – oder regiert doch Vorsicht und Skepsis?
Ich glaube, das Thema Innovation ist präsenter als eh und je! Das kann positiv oder auch negativ sein. Positiv ist in jedem Fall, dass die Bereitschaft, sich mit neuen Technologien auseinander zu setzen, immer größer wird. Auch wenn es noch viele traditionell geprägte Entscheider gibt, findet hier aktuell ein Generationenwechsel statt, von dem alle profitieren können. Allerdings versuchen große Player teilweise weiterhin Innovationen mit großen Potenzialen vom Markt zu nehmen und sich dadurch Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.
Wie sieht das im Vergleich zu Deutschland in anderen Ländern aus?
Gerade im Maschinenbau war und ist Deutschland schon immer sehr stark aufgestellt und wird das sicher auch weiterhin bleiben. Deutschland und viele andere europäische Länder haben bereits auch Fördermittel für entsprechende Investitionen für Entwicklung als auch für Anwender im Programm. Diese müssen aber sicher noch ausgeweitet werden und vor allem einfacher zugänglich sein, sodass die Förderung auch da ankommt, wo sie benötigt wird.
Wichtig für die künftige Entwicklung ist, dass man es schafft, die notwendigen Software-Ressourcen aufzubauen sowie Entwickler zu finden und langfristig zu binden. Da hängen wir noch hinterher.
Von welchem Mindset sollte sich die Branche endlich verabschieden?
Es gibt in Deutschland häufig den Drang nach Perfektion. Getrieben durch JIT- oder JIS-Fertigungsversorgungen sind Unternehmen punktuell etwas risikoscheu, was den Einsatz von Innovationen hindern kann. Darüber hinaus gibt es häufig den Ansatz „was vor 20 Jahren funktioniert, funktioniert heute auch gut“. Wer so denkt, greift zu Altbewährtem. Aber auch hier wird die Zeit Änderungen herbeiführen: Wer heute nicht versteht, innovativ zu sein, wird spätestens in fünf Jahren den Anschluss verlieren – das betrifft alle Bereiche der Logistik.
IWML hat jüngst die 100. Folge veröffentlicht – Glückwunsch! Wie kamt ihr denn auf die Idee, einen Podcast zu starten?
Wir wollten ursprünglich mit dem Podcast die breite Masse ansprechen und ihr die Logistik zugänglicher machen. Nach den ersten drei Folgen war jedoch klar: Wir sind zu nerdy unterwegs. Das war und ist eben unsere Natur, da wir selbst Vollblut-Logistiker sind. Deshalb haben wir uns entschieden, das Format mit intensiven Fachgesprächen, die manchmal auch sehr technisch sind, weiterzuführen. Mittlerweile glaube ich, dass wir eine sehr solide Fanbase haben, die aus Anwendern und Anbietern gleichermaßen besteht. Alle Hörer sind aber sehr wahrscheinlich ähnliche Geeks wie wir, wenn es um Logistik geht.
Und wie ist die Resonanz?
Das Feedback, das wir bekommen, ist tatsächlich zu 100 Prozent positiv. Unsere Gäste schätzen den lockeren aber inhaltlich fordernden Schlagabtausch – unsere Hörerinnen und Hörer spielen zurück, dass es uns gelingt, Fachthemen unterhaltsam rüber zu bringen.
Was sind eure Pläne für 2021 und 2022? Wann geht eure Website online?
Es gibt mittlerweile sehr viele, teilweise größenwahnsinnige Pläne. Tatsächlich aber setzen wir sehr viel intuitiv um und beschäftigen uns mit den Themen, die uns – und damit hoffentlich auch den Konsumenten und Konsumentinnen – am meisten Spaß machen. Wir haben kürzlich unser wöchentliches Videoformat auf YouTube gestartet, bei dem wir versuchen, Dinge zu entmystifizieren. Wir probieren dabei technische Geräte aus, nehmen Dinge in Betrieb und testen Grenzen aus. Oder wir schauen uns einfach Logistik vor Ort an und kommissionieren im Lager. Hier werden wir wahrscheinlich noch weitere regelmäßige Formate aufsetzen.
Ansonsten planen wir aktuell massiv den Launch unserer Website und der monatlichen Reports. Wir gehen davon aus, dass wir zum 1. September starten werden. Darauf basierend sind dann noch einige weitere Inhalte und Services geplant. Damit haben wir dann für jeden etwas dabei. Man kann unseren Content hören, anschauen oder lesen. Fehlt eigentlich nur noch vor Ort – auch das ist in Planung.
Ihr habt nun einen ersten eigenen Report als E-Book herausgebracht. Was erhofft ihr euch davon?
Ein geschriebenes Produkt gibt uns, so unsere Intention, nochmal ein anderes Level von Seriosität. Aktuell sind wir eben ein kleiner Haufen Logistiker, die irgendwas mit Audio und Video im Internet machen. Dabei sind die Medien auch gar nicht allen potenziell Interessierten bekannt. Mit den intensiven Fachberichten im wirklich modernen Format geben wir die Möglichkeit, inhaltliche Zusammenfassungen von einzelnen Themen zu erwerben und ganz unkompliziert als PDF zu konsumieren. Wahrscheinlich wird es irgendwann auch eine Print-on-Demand-Version der Reports geben.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für eure „größenwahnsinnigen Pläne“!
Ab sofort steht der Report „Fahrerlos transportieren“ kostenlos auf der Website von Irgendwas mit Logistik zum Download bereit. Den IWML-Podcast gibt es zum Beispiel bei Apple Podcasts oder Spotify. Neue Folgen erscheinen wöchentlich.
In Folge #81 war übrigens SYNAOS-CEO Wolfgang Hackenberg zu Gast und hat erklärt, wie sich die Komplexität in der Logistik effektiv nutzen lässt.
Neu hinzu kommen zweiwöchentliche Kooperationsfolgen, die mit dem Digital Hub Logistics entstehen. Ebenfalls neu ist der YouTube-Kanal von IWML: Dort gehen jeden Mittwoch frische Videos online.
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